„Ice Watcher“? Die neue Fundmelde-App des BDA
Abstract: Die Anfang 2024 vom Bundesdenkmalamt (BDS)
vorgestellte sogenannte „Fundmelde-App“, genannt „Ice-Watcher“, mittels derer
das archäologische Fundmeldesystem des BDA auf eine neue Basis gestellt werden
soll und die Fundmeldungen an die Behörde maßgeblich erleichtern soll, stellt
sicher einen sehr gut gemeinten Versuch dar, das bislang vollkommen
dysfunktionale archäologische Fundmeldewesen in Österreich auf ein neues
Fundament zu stellen. Mit gerade einmal durchschnittlich unter 200
Fundmeldungen im Jahr hinkt Österreich z.B. hinter dem Portable Antiquities
Scheme (PAS) in England und Wales mit dessen durchschnittlich etwa 800.000
Fundmeldungen pro Jahr und 80.000 alljährlich in die zugehörige Funddatenbank
eingepflegten Funden um – bereits für die unterschiedlichen Landesflächen und
per capita (der Metallsucher) korrigiert – einen Faktor von etwa 1000 nach; und
das obwohl in England und Wales nur eine ganz enge, klar definierte Auswahl aus
allen Bodenfunden meldepflichtig ist, während der Großteil der Fundmeldungen
völlig freiwillig erfolgt; wohingegen in Österreich streng rechtlich jeder
Gegenstand, der ein „von Menschen geschaffener oder gestaltend veränderter
Gegenstand von geschichtlicher, künstlerischer oder sonstiger kultureller
Bedeutung“ sein könnte einer gesetzlichen Fundmeldepflicht unterlegt, deren
vorsätzliche Missachtung mit einer Strafe von bis zu € 5.000 bedroht ist.
Aber, wie es der
alte Sinnspruch schon sagt: „das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut
gemeint“. Das trifft leider – wenn auch in Anbetracht der generellen
Inkompetenz des BDA nicht überraschend – auch auf diese Fundmelde-App zu. Denn
diese mag für Fundmeldungen von Gletscherfunden durch Alpinisten möglicherweise
geeignet sein, für ein auch nur halbwegs funktionierendes archäologisches
Fundmeldesystem ist sie hingegen aus verschiedenen Gründen völlig ungeeignet,
schon auf der Seite des Frontends, d.h. der Bedienung der App durch den
Anwender, aber noch mehr am Backend. Zusätzlich muss man auch noch fragen, warum
das BDA sich bei dieser App „billig“ eingekauft hat, statt einfach das PAS, das
Portable Antiquities of the Netherlands (PAN), das dänische DIME oder das
finnische Denkmalamt bzw. dessen FindsSampo-Programm um deren jeweilige (extra
für archäologische Fundmeldungen entwickelte) Fundmelde-Apps und
Backend-Datenbanksysteme zu fragen, die diese Dritten auch gerne gratis zur
Verfügung stellen, und eventuell auch die dortigen Experten – die mit solchen
Systemen immerhin schon bis zu 30 Jahre arbeiten – über deren Erfahrungen damit
zu befragen und eventuell deren Empfehlungen einzuholen. Aber das ist wohl für
eine Bundesbehörde, die regelhaft weder bis zum Brett vor dem eigenen Kopf
denkt, geschweige denn über dieses hinaus, noch die Konsequenzen bedenkt, die ihre
Handlungen vorhersehbar haben werden, nicht zu erwarten.