Raimund Karl[1]
und Robert Mann[2]
Abstract: In diesem
Beitrag wird ein Metallhandwerkerdepotfund vom Tabor bei Kamegg vorgestellt und
ausgewertet. Bestehend aus 9 Kreisrippenpunzen, einem Ösengewicht, zwei Bronzegusstropfen
und einem Halbfabrikat einer Bronzenadel stellt dieses Depot den bisher größten
bekanntgewordenen Satz spätbronzezeitlicher Werkzeuge zur Verzierung von
Metallblechen mit Ringbuckelverzierungen und gleichzeitig den österreichweit
ältesten Beleg für die Verwendung von Laufgewichtswaagen dar.
Trotz mehrerer Versuche, diesen
außergewöhnlich bedeutenden Fundkomplex bei alternativen Fundmeldestellen zu
melden und der Fachwelt bekannt zu machen, dauerte es 7 Jahre bis eine
Fundmeldung erfolgreich ans BDA erstattet werden konnte, das trotz der
offensichtlichen Bedeutung des Fundes und seines Fundortes die gesetzlichen
Fristen des § 9 Abs. 2 DMSG igF (BGBl. I Nr. 41/2024) ungenutzt verstreichen
hat lassen und somit festgestellt hat, dass es sich weder bei diesem Depotfund
noch bei der insgesamt ca. 17 ha großen Höhensiedlung am Tabor bei Kamegg um „archäologische
Denkmale“ iSd § 8 Abs. 1 DMSG igF handelt.
Mängel im archäologischen Fundmeldewesen sind, wie in diesem Beitrag gezeigt wird, daher nicht den Finder*innen anzulasten, sondern sind primär gravierendem und systematischen Behörden- und Fachversagen geschuldet.